GdA 1 | Seite 299
Textversion
Ideen (1865–1866) vieles von dem Pisacane Eigenen wiederkehren sehen, wie man bei Considérant und Pecqueur ganz ähnliche Ideen über Gemeinden und Assoziationen findet. Pisacane gehörte {229] zu denen, die, wie Bakunin, wie Reclus und die meisten späteren und jetzigen Anarchisten, Freiheit und Solidarität als untrennbar und gleich notwendig empfinden, und die sich dadurch von der Richtung Warren, Proudhon, Max Stirner unterscheiden, die von der Freiheit allein ausgehen zu können glauben, obgleich auch ihnen die Solidarität, vor der sich ihr Freiheitsbedürfnis zunächst sträubt, nicht fremd und feindlich ist: diese beiden Richtungen, eminent soziale und eminent freiheitliche Anarchisten, schließen einander keineswegs aus, sondern ergänzen sich und bilden, von der Zukunft aus gesehen, Vorahnende, die auf verschiedenen Wegen, aber zielsicher sich der künftigen Freiheit nähern.
Carlo Pisacane war Chef des Generalstabs der Verteidigung der römischen Republik gewesen, die der französischen Armee erlag (1848–1849), worauf er als Flüchtling in Genf und Lugano wohnte, im Verkehr mit Mazzini, Mitarbeiter der Italia del Popolo, Lausanne, 1849, 1850 290; er war damals auch mit Cœurderoy bekannt, und schon in seinem Kriegswerk lesen wir: „. . . Die neue Ära, der wir uns mit großen Schritten nähern, wird die ungeheure und verfaulte Regierungsmaschine auf ihren einfachsten Ausdruck zurückführen; das Volk wird nicht mehr weder seine Macht noch seinen Willen delegieren (Vertretern in die Hand geben). Die einzige Stütze der Regierung wird die öffentliche Meinung sein. Das Genie ist bestimmt, dem Volk mit seinem Licht zu dienen, ohne andere Belohnung als die Annahme seiner Ideen.“ „. . . Alle Bewegungen in Italien seit 1815, größere wie kleinere, fielen, weil sie die Form des Despotismus angriffen und nicht den Despotismus selbst. Das Wort Demokratie, dessen sie sich bedienten, bedeutete für sie die Herrschaft der Bourgeoisie, welche, obgleich politisch unterdrückt, durch die soziale Verfassung herrschte; daher handelte es sich um Kompromisse oder Personenwechsel.“ . . . . Das Buch enthält schließlich die Worte: „Italien hat keine andere Hoffnung als die der großen sozialen Revolution“ (L’Italia non ha altra speranza che nella grande rivoluzione sociale).
Diese Ideen mußten Pisacane nicht nur von Mazzini trennen, sondern ihn auch in dem italienischen Milieu isolieren, in welchem damals der Sozialismus nur ganz und gar vereinzelten literarischen Ausdruck gefunden hatte, in gemäßigtester Form und ohne Selbständigkeit 291. Er schrieb nur Mitte der fünfziger Jahre vorigen
290 Rapido cenno sugli ultimi avvenimenti di Roma . . . (Flüchtiger Blick auf die letzten Ereignisse von Rom . . . bis zum 15. Juli 1849, Lausanne, 1849), Lettre . . . (Brief . . . an den leitenden General der französischen Armee in Italien) sind Broschüren, La Guerra combattuta in Italia negli anni 1848–1849 (Der Krieg von 1848–1849 in Italien, Genua, 372 S.; deutsch, Chur, 1852, 370 S.) ein aufschlußreiches historisches Werk Pisacanes; Neudruck Rom–Mailand, 1906, 340 S.
291 Vicenzo Russo war fast vergessen; Buonarroti und G. Ferrari schrieben meist französisch. Giuseppe Montanelli, Questioni italiane . . . (Turin 1851); Gesu Cristo avanti un Consiglio di guerra (Genua, 1850, VI, 84 S.; von dem Fourieristen Victor Meunier, Paris, 1849); einiges von Luigi
Zusatz-Content
Registrierte User können hier demnächst die das Werk Nettlaus ergänzenden Inhalte (Aufsätze, Links zu Onlinequellen usw.) nutzen. Wie Du Dich registrieren kannst und welche Vorteile Dir das bringt, das ist auf dieser Seite beschrieben.