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und Nichteinmischung durch Außenstehende, Verwirklichungen erfahren, deren Verbreitung und Veränderungen von ihren Resultaten und der gewonnenen Erfahrung abhängen würden. Hindernisse, die sich einer solchen Entwicklung entgegenstellen, würden natürlich beseitigt werden.
Dieses Ziel und diese Wege sind nicht willkürlich gewählte, künstlich ersonnene, sondern dieser Weg zur Freiheit ist derselbe, den Teile der Menschheit seit allen Zeiten suchten, und dessen Lage und Richtung, so schwer sie zu finden waren, doch immer deutlicher sichtbar werden. Wir müssen davon ausgehen, daß absolut jeder körperlichen Einheit, von der winzigsten wahrnehmbaren bis zu den größten Gruppierungen, Eigenschaften innewohnen, die in ihrem Verhältnis zu anderen Einheiten sich als Anziehung und Abstoßung äußern, woraus sich all das entwickelt, das wir als Assoziation, gegenseitige Hilfe, Solidarität und als Autonomie, Kampf für die Unabhängigkeit, Freiheit kennen. Beide Gruppen der Tätigkeit alles Lebenden sind untrennbar, und ihre harmonische Verteilung, ihr rascher, ungezwungener Wechsel nach dem Gebot jeder Situation, stellen einen Idealzustand vor, der zum Normalzustand werden soll. Soviel wir wissen, ist dieses Gleichgewicht bei den meisten Tieren annähernd erreicht und erhält sich; es besteht auch bei den meisten Menschen in tausend Dingen des Einzellebens, das ja anders gar nicht denkbar wäre, – aber es hat trotzdem irgendwie bei der „Menschwerdung“ des Menschentiers eine vielleicht damit in engem Zusammenhang stehende teilweise Störung dieses Gleichgewichts stattgefunden, unter der wir heute noch leiden, die aber die freiheitlichen Gegenbewegungen, von der Urzeit bis zur heutigen Anarchie, zu bekämpfen suchen und, wie wir hoffen, mit Erfolg.
Es ist nämlich wahrscheinlich, daß diese „Menschwerdung“ zuerst unter den lokal günstigsten Verhältnissen, also partiell stattfand, und daß diese Überlegenheit im Werkzeug- und Waffengebrauch und geistiger Betätigung über Zurückgebliebene jenen Bruch der Solidarität, den keine Tierart kennt, die Herrschaft über andere der gleichen Art, zuerst herbeiführte. Jedenfalls verstärkte bald vielerlei, Körperstärke, Klugheit, besondere Erfahrung und Kenntnisse, diese Differenzierung der Menschen, und das aus der Tierzeit überkommene Solidaritätsgefühl, die gegenseitige Hilfe, wurde durch die ihre Überlegenheit ausbeutenden starken Einzelmenschen nicht unterstützt, sondern bekämpft, ein Kampf, der noch andauert. Frühzeitig äußerte sich diese Überlegenheit einzelner durch Stärke (Krieger), Klugheit (Führer), durch gewisse Erfahrungen (Priester), durch Besitzanhäufungen auf verschiedenem Wege (Reiche) usw., während durch Gewalt, Aberglauben, Sold usw. diese herrschenden Kreise sich zu allen Zeiten bewaffnete Kreaturen zu verschaffen wußten und die Masse, der nur ihr Solidaritätsgefühl blieb, in die Defensive drängten, entrechteten und bis heute knechteten. {6]
So kam es wohl, daß die Masse einstmals die Freiheit, außer in gewissem Grade im unscheinbaren Privatleben, nie kennenlernte und daß sie stets sah, daß, wer sich nur irgendwie erhob, sei es aus ihrer eigenen Mitte oder durch Geburt begünstigt, eine hervorragendere Stellung einnahm, fast immer nur zu ihrem Herrn,
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